Comité International de Dachau (C.I.D)
Zum 58. Jahrestag der Befreiung des
Konzentrationslagers Dachau

Rede von General André Delpech, Präsident des C.I.D auf dem ehemaligen Appellplatz


Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Überlebenden der Konzentrationslager werden bis ans Ende ihrer Kräfte fortfahren, Zeugnis dafür abzulegen, dass die Verteidigung der Freiheit und der Menschenrechte nicht von der Freundschaft zwischen den Völkern abgetrennt werden kann.

In diesem Sinne gedenken wir heute, am 4. Mai 2003, der 58. Wiederkehr der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau. Aber die Zahl 2003 erinnert uns auch daran, dass vor 70 Jahren Adolf Hitler, Gründer der nationalsozialistischen Partei am 30. Januar 1933 an die Macht gebracht wurde. Er hat in Deutschland eine totalitäre Diktatur errichtet. Um diese Diktatur dauerhaft zu festigen, wurde eine staatliche Einrichtung geschaffen, deren Aufgabe es war die Vertreter der Opposition zu inhaftieren und zu diesem Zwecke eröffnet Himmler am 22. März 1933 Dachau, das erste Konzentrationslager.

Weil sich diese Diktatur aufmachte, Deutschlands Nachbarländer zu unterwerfen, brach sie den Krieg vom Zaun. Die Zuständigkeit der staatlichen Einrichtung, die mit der Inhaftierung der deutschen Oppositionellen zum Zwecke ihrer Ausschaltung beauftragt war, wurde auf die ausländischen Widerstandskämpfer ausgedehnt. Sie sollten bestraft und eliminiert werden.

So fanden sich in den Lagern Kommunisten und Sozialdemokraten mit Christen katholischer, protestantischer und orthodoxer Glaubensrichtung zusammen, mit Juden, Zigeunern und anderen, die aus unterschiedlichen Gründen festgenommen wurden. Sie alle erlitten während ihrer Haft die gleichen seelischen und körperlichen Schäden.

Hunger Zwangsarbeit, Misshandlungen, Krankheit (Typhus, die langsame Agonie in den überfüllten Krankenrevieren), Erhängungen, Gaskammern (in fast allen Lagern und insbesondere für die Juden) waren in den Herzen der Häftlinge Tag und Nacht wie ein ununterbrochener Albtraum gegenwärtig.

Wie konnte ein Land, dessen Kultur in aller Welt bewundert wurde, soweit kommen ?

Erinnern wir uns an die Wirtschaftkrise der Jahre 1929-1930, die in Deutschland eine schwindelerregende Inflation mit sieben Millionen Arbeitslosen auslöste, an die ausbleibenden Reaktionen und die Gleichgültigkeit der freien und demokratischen Staaten angesichts der ersten Ansprüche des Hitler Regimes.

Der Nationalsozialismus kann nicht als ein Unfall der Geschichte betrachtet werden, den man in einem Aktendeckel ablegt und in einen Schrank sperrt. Gleiche Ursachen können gleiche Effekte auslösen, das Ereignis kann wieder erscheinen.

In der Erziehung der kommenden Generationen muss die Geschichte der Nationen und der Kampf für die Freiheit einen herausragenden Platz einnehmen.

Jede Art von Information gewinnt die Dimension einer Tat für die politische Kultur.

Familie, Schulen und Medien tragen für diese Aufgabe Verantwortung. Sie müssen durch regionale und lokale Regierungsstellen in dieser Pflicht zur Erinnerung unterstützt und ermutigt werden.